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Erfahrungsbericht FQ 13/14 Mai
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Rapha
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Anmeldungsdatum: 23.10.2007
Beiträge: 274

BeitragVerfasst am: Mi Jun 04, 2008 6:51 pm    Titel: Erfahrungsbericht FQ 13/14 Mai Antworten mit Zitat

Besser zu spät als nie. Ist relativ lang geworden und mit dem zweiten Tag bin ich noch nicht ganz fertig.
Ich bitte sprachliche UNzulänglichkeiten zu entschuldigen. Habe den Bericht einfach runtergeschrieben und nicht Korrektur gelesen.

So nachdem ich meine FQ nun auch hinter mir haben denke ich, dass es sich gehört einen Erfahrungsbericht zu schreiben. Ich habe dem Forum so viel entnommen, also will ich ihm auch etwas zurückgeben, sonst ist irgendwann nichts mehr da.

Angereist bin ich aus Frankfurt und wie sollte es anders sein wenn der Airport in der Nähe liegt mit der Hansa (A 321). Da der Flieger schon um halb sieben starten wollte war die Nacht schon um vier Uhr zu Ende. Meine Freundin hat mich dann fluchs an den Flughafen gefahren und ehe ich mich versah hieß es „ready for takeoff“ und es ging dem wolkenlosen Himmel entgegen. Nach gut 50 min wunderschöner Flugzeit landeten wir pünktlich um halb acht in Hamburg. Da ich morgens keine Zeit mehr hatte zu frühstücken bewegte ich mich sofort in Richtung Marché, um das Ganze dort nachzuholen. Nach zwei Stunden entspanntem Frühstück rief ich den Shuttle des Airlines an und ließ mich abholen. Den Aufpreis im Vergleich zum MeinHotel war auf jeden Fall gerechtfertigt. Hatte ein schönes, großes, helles und sauberes Zimmer. Gegen das Frühstück ist auch nichts zu sagen. Alles da was man braucht. Aufgrund der kurzen Nacht legte ich mich noch mal zwei Stunden aufs Ohr, um dann noch mal meine Unterlagen durchzugehen. Natürlich haben wir uns im Board schon vorher auf ein Essen im Marché verabredet. Kurz vor sechs machte ich mich also auf den Weg und traf am Flughafen dann drei weitere Boardler mit denen ich mich auf Anhieb super verstand (drei davon haben bestanden). Also trefft euch vorher!!! Es nimmt die Nervosität und, an kann sich noch mal über alles austauschen. Da wir alle im Airlines im Airlines untergebracht waren machten wir uns gegen 20.00 Uhr auf den Weg dorthin, da wir ja ausgeschlafen in den ersten Tag starten wollten. Die erste Nacht verlief erstaunlich unkompliziert, so dass ich am nächsten Morgen um sechs, ausgeschlafen den Weckruf entgegennehmen konnte. Um halb sieben gings dann Frühstück, bei dem ich nicht mehr als ein Brötchen herunterbekam. Von dort noch mal aufs Zimmer zum schick machen. Anzug ist meiner Meinung nach an beiden Tagen ein muss, da es einfach zu einem solchen Auswahlverfahren dazugehört (hat was mit Wertschätzung zu tun). Um halb acht fuhr wurden wir vier zum DLR gefahren, wo wir schon die ersten FQ´ler trafen. Alle waren sehr sympathisch und wir haben uns von Anfang an gut unterhalten. Um zehn vor acht ging es dann in den fünften Stock und erstmals links herum. Der Warteraum bietet aber auch nicht mehr Annehmlichkeiten als der, der BU und sieht bis auf die Palme (war das eine Palme?) exakt genauso aus. Nach den ersten 25 Warteminuten des Tages ging es um viertel nach acht dann endlich los. Einer erschein nicht mehr uns so machten wir uns zu neunt auf den Weg zum großen Ziel. Nach einer kurzen Begrüßung durch eine Psychologin, die uns den Ablauf kurz erläuterte richtete der Auswahlkapitän ein paar Worte an uns und sagte uns noch mal eindringlich, dass es sich hier um eine FQ der Lufthansa handelt und hier nur darüber entschieden wird, ob man in das Profil der Lufthansa passt oder nicht und nicht darüber ob man fähig ist den Beruf des Piloten auszuüben. Er machte von Anfang an einen sympathischen Eindruck, der sich über die beiden Tage bestätigte.

Im Anschluss wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine durfte sich mit dem Streitgespräch beschäftigen und die Meinige wurde von einer weiteren Mitarbeiterin in den Keller des DLR Gebäudes gebracht. Der Baseline ist insgesamt eine spaßige Sache, man wird komplett verkabelt (Blutdruck, EKG) und bekommt beim abziehen der Elektroden eine kostenlose Rasur. Wie schon oft gesagt geht dieser Test nicht in die Bewertung mit ein. Er hat auch bei einigen nicht ganz so funktioniert wie es sein sollte und diejenigen sind auch durchgekommen. Also entspannt euch bei diesem Test, denn der Tag hält noch so einige Anstrengungen parat. Nach ungefähr einer Stunde betraten wir ein wenig verschwitzt (es war die beiden Tage verdammt warm und der Kellerraum war auch nicht viel besser) den Aufzug um zurück in den fünften Stock zu fahren. Dort angekommen kamen uns schon die ersten der zweiten Gruppe entgegen, die uns von ihrem eben absolvierten Streitgespräch berichteten. Die Meinungen gingen, wie vermutlich in jeder FQ, ziemlich weit auseinander. Von „Oh man war die zickig, ich glaub ich hab es verbockt“ bis hin zu „so schlimm war es ja gar nicht“ waren alle Meinungen vertreten. Ich persönlich hatte vor dem Streitgespräch den meisten Respekt. Da dies mein erstes Assesment-Center war und ich keinerlei Erfahrungen mit solchen „Veranstaltungen“ hatte war ich sehr gespannt bzw. angespannt. Nach kurzem Warten wurden wir wieder in den Begrüßungsraum gerufen.

Eine uns bisher unbekannte Psychologin, klärte uns kurz über den anstehenden Test auf und schon bekam der erste seine Situationsbeschreibung. Der Rest blätterte teilnahmslos in den berühmt berüchtigten Stern ausgaben von anno Tobak. Ich war sehr froh, dass ich schon als zweiter an der Reihe war, da das Warten echt unerträglich war. Also nach ungefähr 10 Minuten wurde dem ersten unserer Gruppe die Aufgabenbeschreiung, sowie seine Notizen entnommen und eine weitere Psychologin holte ihn ab. Nun war ich also an der Reihe. Ein Stift, ein Blatt und eine Mappe, dass war also das was mir jetzt zur Verfügung stand um endlich zu beginnen meinen Traum zu verwirklichen. Die Situation war mir unbekannt und ich werde aus den Datenschutzgründen auch nichts darüber verlieren, aber ich denke ihr versteht das. Allen denen die denken, dass die 10 Minuten zu knapp bemessen seien sei gesagt, dass es ausreicht. Ich gehörte auch zu dieser Fraktion musste dann aber feststellen, dass die Zeit durchaus ausreicht, um sich den ganzen Text mehrmals GRÜNDLICH durchzulesen. Ich tat das zwar auch, aber nicht gründlich genug, aber dazu später mehr. Legt euch schon während der Vorbereitungszeit ein Konzept zurecht, da man dann wesentlich entspannter in die das Gespräch reingeht. Ich habe mein Konzept in drei Teile gegliedert, wobei ich mit jedem Schritt mehr Zugeständnisse gemacht habe und der letzte Schritt eigentlich schon zu weit ging und sich hart an der Grenze des für meine Position duldbaren bewegte. Auch ich wurde nach 10 Minuten meinen Unterlagen entledigt und von der Psychologin abgeholt. Diese fragte mich auf dem Weg zum Prüfungsraum, ob ich alles soweit verstanden hätte. Ich hatte mich schon vorher vorgenommen meiner Streitpartnerin zur Begrüßung die Hand zu geben. Wobei das einfacher gesagt als getan ist. Man betritt den Raum und es sitzt einem eine Dame gegenüber die einen anschaut, als hätte man ihre gesamte Familie auf dem Gewissen, das übrige trägt dann der nicht sonderlich kleine Tisch bei, der wie eine Barriere wirkend im Raum steht. Aber ich dachte mir „jetzt hast du es dir vorgenommen, also zieh es auch durch. Also begab ich mich auf die Reise um den Tisch und gab ihr die Hand, was der Laune aber nicht wirklich dienlich war. Nun noch mal zurück zum grünlichen Lesen des Aufgabentextes. Ich war der Meinung, dass meine Streitpartnerin bereits über das Thema instruiert sei, was aber zu meinem Entsetzten dann nicht der Fall war. Ich fing dann an das Ganze mit „ Schönen Guten Tag Frau X, das ist ja eine ziemlich verfahrene Situation in der wir uns befinden“. Daraufhin fragte sie um welche Situation es denn gehe und ich saß da völlig konsterniert und schwieg erstmal für ein paar Sekunden bis ich mich wieder fing. Also ging es mit ein bisschen stottern und holpern los. Als erstes machte ich ihr klar wie sehr mir das Ganze leid tut und ich mir genau vorstellen könne, wie sie sich fühlt, da es jedem anderem genauso gehen würde. Und entschuldigte mich ziemlich häufig. Sie war natürlich aufgebracht und mit der Situation ganz und gar nicht zufrieden. Als ich merkte, dass es mit den Entschuldigungen genug war brachte ich meine ersten Lösungsvorschlag, den sie, wie nicht anders zu erwarten, gnadenlos abschmetterte. Also begann ich mich langsam aus dem Fenster zu lehnen und brachte den Zweiten. Darüber ließ sich wenigstens kurz diskutieren, bevor sie ihn mit einer mir nicht bekannten Tatsache abwies. Also musste ich dann doch zum äußersten greifen und den dritten Vorschlag anbringen, der die Schmerzgrenze eigentlich schon überschritt. Aber diese Tatsache gepaart mit der schon weit vorangeschrittenen Zeit stimmte sie dann milde, so dass sie auf meinen Vorschlag einging.
Nun folgte der erste Selbsteinschätzungsbogen des Tages und ich kann euch nur wärmstens empfehlen. Reflektiert was das Zeug hält. Diese Bögen sind eine echte Chance gemacht Fehler in einem anderen Licht „erstrahlen“ zu lassen. Ihr zeigt damit, dass ihr eure Missstände erkannt habt, wisst wo eure Fehler liegen und deswegen daran arbeiten könnt. Also falls ihr denkt: „Oh man in diesem Bereich war ich wirklich schlecht“, dann kreuzt das auch dementsprechend auf dem Bogen an und denkt nicht: „Mhhm wenn ich denen nicht sage, dass ich denke, dass ich dort schlecht war wird’s vielleicht gar nicht bemerkt“. Verfallt bitte nicht diesem Trugschluss! Das sind Profis, die da sitzen. Aus meiner Sicht sind die Lösungsvorschläge aber eher sekundär. Zeigt, dass ihr auf anderen Menschen eingehen könnt, ihre Probleme versteht und euch darum bemüht eine Lösung zu finden. Wie diese dann aussieht ist denke ich nicht ganz so wichtig. Aus meiner Streitgesprächgruppe haben drei bestanden und alle hatten verschiedene, mehr oder weniger gute Lösungen vorgeschlagen.
Im Nachhinein war das Streitgespräch viel weniger schlimm, als ich es mir vorgestellt habe.

Nach der Reihe an Tests, die wir innerhalb von gut 4 Stunden hinter uns gebracht haben hatten wir uns die folgende Mittagspause redlich verdient Wink. Es ging ab zu Burger King. Schnell etwas gegessen, beim Lidl was für den Blutzuckerspiegel gekauft und abzurück zum DLR. Die Pause war also nicht so spannend.

Nachdem nun die erste Aufgabe geschafft war hieß es warten. Nach einer knappen halben Stunde ging es weiter. Ab in Raum P 24 zum DCT. Hierzu ist nicht allzu viel zu erzählen. Man bekommt noch einiges Zusatzinformation darf sich alles anschauen ein bisschen an den Tasten rumspielen und hat einen Teamdurchgang zu dem ein Feedback gegeben wird. Dann noch mal kurz die Möglichkeit zu fragen und los gings mit den Solodurchgängen. Wenn euch irgendwelche Fragen beschäftigen fragt auch wenn es einfache Basics sind. Denn während des Tests habt ihr keine Möglichkeit mehr.
Bei mir liefen die Solodurchgänge anfangs sehr durchwachsen. Der erste knapp 100 Punkte, beim zweiten habe ich bei dem Versuch eine Straße optimaler zu beladen, diese zum Einsturz gebracht und ging mit 50 Punkten aus dem zweiten Durchgang. Da stellte sich schon die erste Resignation ein. Ich dachte mir, wenn das so weiter geht fliegste noch wegen mangelnder Belastbarkeit. Also atmete ich tief durch, konzentrierte mich noch mal neu und versuchte mein Bestes. Das klappte dann auch ganz gut, so dass die beiden Letzten deutlich über 100 Punkten lagen.
Nach einer kurzen Pause folgten jetzt die Teamdurchgänge. Am Anfang war es sehr schwer überhaupt auf Punkte zu kommen, aber wie es schon in vielen anderen Erfahrungsberichten angeklungen ist sind diese nicht wichtig. Achtet auf eure Kommunikation. Diese sollte kurz, präzise und keine unnötigen Informationen beinhalten. Des Weiteren bleibt auch wenn es nicht so läuft ruhig, flucht nicht und zieht das Ding ohne Anzeichen von Stress durch. Dann passt das schon. Bei mir und meinem Teampartner lief von Anfang bis auf die Punkte eigentlich alles rund. Unsere Kommunikation war gut und im Endeffekt überstanden wir auch beide die zwei Tage.
Dann noch den Selbsteinschätzungsbogen ausgefüllt und den Raum wieder verlassen.
Mit einem neutralen Gefühl betrat ich, wie schon so häufig an diesem Tag, den Warteraum. Während die andere Gruppe gerade im Basline schwitzte ging es relativ schnell zum organisatorischen Gruppenspiel. Wir betraten einen Raum in dessen Mitte ein runder Tisch mit vier Stühlen stand. Vor jedem Platz stand ein Namensschild, so dass jeder sofort wusste wo er Platz nehmen sollte. In den Ecken saßen drei Psychologinnen und der Auswahlkapitän. Jeder beobachtete einen von uns im Verlauf des Gruppenspiels. Vor uns lagen Mappen mit der Situation, die es zu bewältigen gab. Wir hatten ausreichend Zeit diese durchzulesen. Eines Vorweg: Es sind eine Menge an Anweisungen, die Einen sind wichtig, die Anderen weniger wichtig. Ihr müsst also schon mal selektieren, weil alles zu erfassen sehr schwierig ist. Im Anschluss erklärt eine Psychologin noch einmal den Sinn des Spiels und beantwortet eventuelle Fragen. Dann ging es auch schon los.
Der Anfang war ein wenig zurückhaltend, da keiner so richtig loslegen wollte also bot ich erstmal allen das Du (macht die Verständigung einfacher) an und stellte kurz meinen Standpunkt dar und los gings.
Bei diesem Spiel geht es darum in der Gruppe eine Aufgabe zu lösen, wobei man seine eigenen Interessen nicht unter den Scheffel stellen sollte. Allgemein ist aber zu sagen, dass das Gruppeninteresse über dem Einzelinteresse steht. Jeder musste während des Spiels Zugeständnisse machen und bekam Plus- sowie Minuspunkte. Hier ist wieder zu sagen, dass die Punkte, ähnlich wie im Team-DCT, nicht so wichtig sind. Beansprucht die Redezeit, die euch zusteht macht andere Teammitglieder nicht nieder, bezieht die ein, die sehr ruhig sind, fragt nach wenn ihr die Sondermeldung nicht richtig verstanden habt und behaltet die Ruhe. Der wichtigste Tipp, den man wohl geben kann; Seid ihr selbst! Wenn ihr also beim diskutieren normalerweise gestikuliert, dann tut das auch im Gruppenspiel und versucht es nicht es krampfhaft zu unterdrücken. Das macht bloß einen unsicheren Eindruck und lenkt euch ab. Denkt nicht darüber nach was die Psychologen hören, oder sehen wollen, sondern gebt euch so wie ihr nun mal seid. So hart es klingen mag: Es weder ihr passt, oder ihr passt nicht in das gesuchte Profil, da hilft auch kein verstellen. Wenn ihr aber passen würdet und euch das durch verstellen verbaut, dann wäre das sehr ärgerlich.
Nach 25 Minuten hatten wir nur 2/3 der Aufgabe gelöst und mussten den Raum wieder verlassen. Ich hatte im Endeffekt die meisten Punkte, die aber auch nicht wirklich relevant sind(derjenige mit den Wenigsten hat es ebenfalls geschafft). Es ging zurück in den alt bekannten Warteraum. Nun war die andere Gruppe mit dem DCT an der Reihe. Da wir nur zu neunt angetreten waren, hätte folglich einer den DCT alleine machen müssen. Aufgrund des Teamdurchganges ist das nicht möglich. Also wurde gefragt wer denn noch mal möchte. Nach kurzem zögern meldete ich mich und absolvierte das gesamte Programm noch einmal.

Nun war der erste Tag also schon fast geschafft. Jetzt galt es nur noch das argumentative Gruppenspiel zu überstehen.

Nach einer weiteren kurzen Wartezeit ging es auch schon los. Im Großen und Ganzen ist zu sagen, dass der Ablauf dem des organisatorischen Gruppenspiels sehr ähnelt. Der einzige Unterschied ist meiner Meinung nach, dass hierbei das Eigeninteresse ein wenig über dem des Gruppeninteresse steht. Allerdings muss man auch in der Gruppe vorankommen. Es gilt also einen gesunden Mittelweg zu finden. Man darf und soll aber ruhig mal die Ellenbogen ausfahren seinen Standpunkt ein wenig energischer verteidigen als im ersten Gruppenspiel, aber auf keinen Fall völlig auf stur schalten. Ihr müsst als Gruppe im Endeffekt zu einem Ergebnis kommen, daher müsst ihr zusammenarbeiten und wenn ihr merkt, dass gar nichts mehr voran geht könnt ihr auch mal Zugeständnisse machen. Die 25 Minuten vergingen wieder wie im Flug und wir hatten ein adäquates Ergebnis vorzuweisen (Ich fand mich auf dem ersten Platz wieder). Selbsteinschätzung und dann ab in den Warteraum.

Ab jetzt hieß es Hoffen und Bangen. Ändern konnte man eh nichts mehr. Ich hatte ein sehr neutrales Gefühl und konnte den Tag sehr schlecht einschätzen. Ich konnte also überhaupt nicht beurteilen, ob meine Leistung in Ordnung war oder nicht. Da sich die Auswahlkommission den Spaß machte und die Urteilsverkündung entgegen dem Alphabet durchführte, hatte ich eine Weile Zeit und sah leider schon den Ersten scheitern, der Zweite schaffte es, der Dritte wieder nicht und ab da lief es rund. Jeder der wiederkam machte ein freudiges Gesicht und nun war auch ich endlich an der Reihe. Der Kapitän bat mich kurz Platz zu nehmen und sagte dann kurz angebunden. Herr X wir würden Sie morgen wieder sehen. Ihr Sim ist um 10:30. Mit einem breiten Grinsen verließ ich den Raum und freute mich mit meinen 7 Mitstreitern, die es ebenfalls gepackt hatten.

Wie sollte es auch anders sein ließen wir den Tag ganz klassisch bei einer Pizza auf der Besucherterrasse des Hamburger Flughafen ausklingen. Dort noch schnell die letzten Unterschiede zwischen Boing und Airbus erläutert und dann ab zurück ins Airlines. Denn der nächste Tag wollte ja auch noch überstanden werden.
Da ich erst um halb elf am DLR sein sollte, bestellte ich den Shuttle für zehn Uhr und verzog mich auf mein Zimmer. An schlafen war noch nicht im entferntesten zu denken. So nahm ich mir ein letztes Mal meine Aufzeichnungen zum Interview und das Simulatorskript zur Brust, um letzte Unklarheiten abzuklären. Im Anschluss noch ein wenig Berieselung seitens des Fernseher und dann so gegen 24 Uhr ab ins Bett. Ich schlief erstaunlich gut, so dass ich am nächsten morgen gut erholt um 8h von meinem Wecker in die Realität zurück gebracht wurde.
Kurz geduscht und dann ab zum Frühstück. Wie schon am Tag zuvor brachte ich nicht viel runter; ein halbes Brötchen und ein Glas Saft, das war’s.
Zurück auf dem Zimmer habe ich mich umgezogen und mich soweit fertig gemacht. Aufgrund der Temperaturen (wir hatten 28 Grad) und des bevorstehenden Simulators wählte ich ein Kurzarmhemd, das definitiv die richtige Wahl war. Also wenn es draußen schon sehr warm ist rate ich euch dazu nehmt euch ein kurzes Hemd mit, ist einfach angenehmer.
Um zehn fuhr mich der Shuttle zum DLR und ich betrat um 10:18 den berühmt berüchtigten Warteraum. Kurz zuvor traf ich den ersten unserer Gruppe, der seinen Termin bereits um sieben Uhr hatte. Sein Ergebnis war positiv. Das gab natürlich noch mal einen mächtigen Motivationsschub und ich freute mich fast schon ein bisschen auf die kommenden vier Stunden. Der zweite befand sich zurzeit im Interview und konnte nach wenigen Minuten, ebenfalls mit einer positiven Nachricht, das DLR-Gebäude verlassen. Nun wurde es also für mich und meinen Simpartner ernst. Zunächst das Prozedere mit den Elektroden hinter und bringend wurden wir im Anschluss von einer Testleiterin in den Testraum gebeten. Da standen also die Sims und warteten darauf uns in die nächste Runde zu fliegen. Ich nahm den Sim am Fenster, weil mir die Testleiterin dort sympathischer war. Was sich im Nachhinein auch als gute Entscheidung herausgestellt hat. Die gute Dame war sehr nett, freundlich und erklärte die gesamten Abläufe sehr verständlich. Zu beginn wurden wir verkabelt, bekamen unser Headset und ein Kehlkopfmikrophon, zur Messung der Stimmfrequenz. Ist aber alles halb so wild. Nach einer Minute nimmt man nichts mehr von alledem war. Die Übungsdurchgänge konnten beginnen. Ich habe in meinem bisherigen Leben weder Erfahrungen mit einem Flugsimulator bzw. Skytest noch einem Sim gemacht und kann schon mal vorwegnehmen, dass das auch nicht von Nöten ist. Die Übungsdurchgänge liefen dann auch erstaunlich gut. Ich bekam ein paar Tipps, was ich hätte besser machen können und dann wurde es ernst.
Man macht vor jedem Testflug ein Briefing, indem man der Testleiterin den Weg den man fliegen möchte ansagt. Hierbei müssen Kurven anhand von Graphiken den jeweiligen Gradzahlen zugeordnet werden, die unterschiedlich langen Geradeausstücke identifiziert und Steigflüge bzw. Sinkflüge erkannt werden.
Das ist aber alles halb so schlimm. Falls man eine falsche Ansage macht wird man darauf hingewiesen. Im Anschluss hat man eine Minute um sich die Kurse auszurechnen und dann gehts los.
Der erste Testdurchgang lief solala. Ich betätigte immer die Stoppuhr, flog einmal ein bisschen zu lang in einer Kurve und meine Höhe schwankte auch ein wenig. Hier im Forum kursieren unterschiedliche Meinungen darüber, wann ein Fehler würdig ist an die Testleiterin gemeldet zu werden und wann nicht. Ich habe es so gemacht, dass ich selbst Abweichungen von 20 Fuß gemeldet habe, so war ich mir sicher, dass ich keinen Fehler vergesse. Des Weiteren fände ich es äußerst schwierig während der Testflüge noch differenzieren zu müssen, ob ich das jetzt melden solle, oder nicht. Ich vertrete da die Meinung lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig.
Der zweite Durchgang ging dann komplett in die Hose. Bei einem Sinkflug sank ich 500 Fuß, obwohl die Ansage 1000 Fuß lautete. Wichtig ist, dass man in so einer Situation ruhig bleibt und nicht komplett verzweifelt. Ich habe meinen Fehler gemeldet und gesagt, dass ich auf dieser Höhe bleibe und den Kurs mit dieser Abweichung zu Ende fliege. Im Anschluss habe ich dann noch eine Verfahrenskurve in den Sand gesetzt und dachte mir „ Oh man, jetzt hastes dir versaut“. Jetzt musste der dritte Durchgang schon perfekt laufen, damit ich noch im Rennen bleibe. Und das war dann glücklicherweise auch so.
Es lief alles perfekt, so dass ich am Ende exakt mit der vorgegebenen Zeit ins Ziel kam.

Da ich eine Leistungssteigerung gezeigt hatte und der letzte Durchgang wirklich gut lief war ich mir relativ sicher den Sim bestanden zu haben.
Anschließend durften wir wieder im Warteraum platznehmen und uns die Elektroden von den Beinen ziehen. Für mich als Triathlet ist das kein Problem (rasierte Beine), aber die anderen haben schon sehr gelitten.

Zur selben Zeit befand sich der Zweite von uns im Interview und kam ca. 20 Minuten später wieder in den Warteraum. Nun begann für ihn das große Bangen. Nach 5 Minuten kam eine der Psychologen und bat ihn mit ihr zu kommen. Nach weiteren 5 Minuten kam er freudestrahlend mit dem heißbegehrten Glückwunschschreiben in der Hand zurück.
Damit waren es schon zwei die es geschafft hatten. Jetzt wurde es für den Dritten ernst. Mir und meinem Simpartner wurde gesagt, dass wir bitte in zwei Stunden wieder kommen sollten. Damit war sicher, dass der Sim bestanden war. Also ab zu urger King und noch eine letzte Henkersmahlzeit gegessen, bevor es dann wirklich ernst wird.
Als wir nach 1,5 Stunden zurückkamen hatte es den Ersten von uns erwischt. Im Interview raus, wegen mangelnder Belastbarkeit. Sie haben ihn wohl im Interview „hart“ rangenommen, da noch Zweifel bezüglich der Belastbarkeit bestanden haben. Also auch wenn man euch sonst was an den Kopf schmeisst, immer ruhig und gelassen bleiben.
Der Vierte im Bunde bestand ebenfalls.
Nun wurde es für mich ernst. Die Psychologin kam und ich durfte mitkommen. Ich bin sehr gelassen in das Interview gestartet, da ich mich sehr genau und ausführlich auf dieses vorbereitet habe. Ich habe mir im Vorfeld viele Gedanken zu meinen 10 zehn Fragen (insbesondere die Schwächen), meiner genauen Berufsmotivation, der Lufthansa und dem Pilotenberuf gemacht.
Das Interview verlief sehr entspannt und dauerte nur ungefähr eine viertel Stunde. Es kamen die obligatorischen Fragen zur Motivation und zu den Schwächen. Bei meinen Englischleistungen wurde nachgehakt und ein wenig auf die restlichen zehn Fragen eingegangen. Das wars.
Ich war sehr unsicher, ob ich das jetzt als positives Zeichen werten sollte. So nach dem Motto: Es gab keine großen Zweifel, deshalb musste nicht viel nachgefragt werden. Oder, ob ich es gleich zu Anfang verbockt hatte.
Da saß ich nun im Warteraum wissend, dass 10 Meter entfernt über meine berufliche Zukunft und vor allem über meinen großen Traum entschieden wird. Das waren die 10 längsten Minuten meines Lebens. Aber irgendwann kam die Psychologin dann doch noch und ich durfte wieder mitkommen. Gleich nach dem betreten des Raumes, scannten meine Augen den Tisch nach dem Glückwunschschreiben ab. Aber da nichts. In diesem Moment hatte ich mich innerlich schon von einem positiven Ergebnis verabschiedet. Also nahm ich Platz und wartete auf die Absage. Doch wiedererwartend lächelte mich der Auswahlkapitän an und sagte: „ Herr X es hat gereicht, willkommen an Bord.“ Auf diesen Moment habe ich die letzten 5 Jahre gewartet und es fiel eine riesige Anspannung von mir ab. An den folgenden Gesprächsverlauf kann ich mich mehr genau erinnern. Die BU Ergebnisse waren alle gut bis sehr gut (naja bis auf Englisch). Ich bin furchtbar erleichtert zurück in den Warteraum und habe gewartet bis meine beiden Mitstreiter, die das Interview noch vor sich hatten, ihr Ergebnis bekommen haben. Beide haben bestanden. So hatten wir ein super „Mannschaftsergebnis“. Von neun angetreten bestanden sechs die FQ. Ich bin dann zurück ins Hotel ab an den Flughafen und dann zurück nach Frankfurt. Diesmal mit dem Wissen irgendwann auch mal da vorne sitzen zu dürfen.

Abschließend noch ein paar Worte zur FQ.

Wie schon oft gesagt ist die FQ zu schaffen. Gebt euch nie auf, auch wenn es mal schlecht läuft, nutzt die Selbsteinschätzungsbögen zur Schadensbegrenzung, bereitet euch sehr gut auf das Interview vor und verstellt euch nicht.
Dann passt das schon.

Falls noch Fragen sind könnt ihr euch gerne melden.

Grüße Rapha


Zuletzt bearbeitet von Rapha am Mi Jul 16, 2008 12:42 pm, insgesamt einmal bearbeitet
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D-EEOP
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Anmeldungsdatum: 04.05.2006
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BeitragVerfasst am: Do Jun 05, 2008 4:48 pm    Titel: Antworten mit Zitat

toller Bericht, vielen Dank!!

freu mich schon auf den zweiten Teil.
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D-EEOP
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Anmeldungsdatum: 04.05.2006
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BeitragVerfasst am: Do Jun 12, 2008 2:41 pm    Titel: Antworten mit Zitat

wann gibt's denn den zweiten Teil??
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Valley
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BeitragVerfasst am: Do Jun 12, 2008 4:17 pm    Titel: Antworten mit Zitat

ja bitte schreib noch einen zweiten Teil Smile
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DarkestHour
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Anmeldungsdatum: 18.02.2008
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BeitragVerfasst am: Do Jun 12, 2008 9:18 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Jo da kann ich nur zustimmen! Schreib nochmal Teil 2 bitte Wink
Sehr toll bis jetzt!
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HighSky
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BeitragVerfasst am: So Jun 15, 2008 6:17 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Dem kann ich mich nur anschließen Very Happy
Glückwunsch natürlich!!!
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BU: 10./11. Juni Very Happy juhu!
FQ: 8./9. September:Sad Interview failed
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Rapha
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Anmeldungsdatum: 23.10.2007
Beiträge: 274

BeitragVerfasst am: Mi Jun 18, 2008 3:31 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Bin auf Korsika und kann deswegen, den den zweiten teil erst in gut zwei wochen online stellen. Habe es vorher nicht mehr geschafft. Sry.
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moranepilot
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Anmeldungsdatum: 12.09.2007
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BeitragVerfasst am: Mi Jun 18, 2008 3:59 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Dann genieß mal deinen Aufenthalt... Very Happy
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dubiety
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Anmeldungsdatum: 18.03.2008
Beiträge: 17
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: Mo Jun 23, 2008 9:22 am    Titel: Antworten mit Zitat

Ich freu mich auch schon auf den zweiten Teil. Bislang vergleichsweise ein sehr hilfreicher Bericht!
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felixb
Bruchpilot
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Anmeldungsdatum: 07.06.2008
Beiträge: 8

BeitragVerfasst am: Di Jun 24, 2008 1:28 pm    Titel: Antworten mit Zitat

super bericht!

aber ich glaub es kommt kein zweiter Sad
_________________
Abi 2008 ->geschafft
BU 2./3. Juli
FQ ?!
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moranepilot
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Anmeldungsdatum: 12.09.2007
Beiträge: 357
Wohnort: Im Süden

BeitragVerfasst am: Di Jun 24, 2008 3:20 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Rapha hat folgendes geschrieben:
Bin auf Korsika und kann deswegen, den den zweiten teil erst in gut zwei wochen online stellen. Habe es vorher nicht mehr geschafft. Sry.


Lt. Adam Riese wäre das frühestens Anfang Juli. Hab Geduld. Wink
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Valley
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Anmeldungsdatum: 09.06.2008
Beiträge: 99
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BeitragVerfasst am: Di Jun 24, 2008 4:57 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Das werden harte 2 Wochen. Wink
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Die Optimisten glauben, daß wir in der besten aller möglichen Welten leben und die Pessimisten befürchten, daß das stimmt. - Branch Cabell
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